Bibliographie

Nicole Scheyerer: Mahagoni. Falter, Wien, Sept. 2002 <<

Mahagoni Offspace Wien, 14.9. - 25.10.2002. Wer sich heute ansieht, was zu den im Kunstbetrieb sehr aktuellen Themen Architektur, Stadt und Wohnen produziert wird, kann zwei dominante Strömungen ausmachen. International waren in den letzten Jahren vor allem Positionen (z.B. Jorge Pardo oder Günther Förg) gefragt, die sich mit einer Nachbetrachtung des Modernismus und mit Designgeschichte beschäftigten. Demgegenüber steht eine breite Palette an aktivistischen Antworten auf den Ausverkauf des öffentlichen Raumes, die mit einer umfangreichen Textproduktion Hand in Hand gehen und in der amerikanischen Konzeptkunst wurzeln. Oberflächlich betrachtet regiert auf der einen Seite Retro-Schick, während auf der anderen Seite Stilfragen obsolet werden. Mit einer äußerst gelungenen Ausstellung im „offspace“ beweist die zwölfköpfige (!) Künstlergruppe Stadt im Regal nun, dass kritische Inhalte und klassische künstlerische Methoden einander nicht ausschließen müssen.

Unter dem Titel „Mahagoni“ (bis 25.10.) setzen sich die Berliner mit der Frage auseinander, inwiefern Oberflächen die Grenzen zwischen öffentlich und privat markieren. Als formale Verbindungslinie einigte sich die Gruppe auf die Verwendung der Farbe Braun. Am besten bringt Heike Klussmann die Thematik auf den Punkt: Die Künstlerin hebt zwei Palletten mit glänzendem Furnier in den Stand von Möbelstücken und hängt außerdem ein braunes Bild an die Wand, das sich als Reibfläche für Zündhölzer entpuppt. Sehr witzig gestaltet sich die Audioarbeit „Endlich braun“ von Markus Strieder, der im Stil von Entspannungskassetten zur „autogenen Bräunung“ anleitet. Über den Tapeten mit Computerzeichnungen von Ursula Döbereiner hängen unter anderem Kerstin Drechsels Gemälde, die mit Ausschnitten von unordentlichen Wohnungen auf Sammelsüchtige, so genannte „Messies“, anspielen. Und auch das Holzmöbel in Form eines Gropius-Wohnblocks von Michaela Schweiger birgt noch ein vielschichtiges Innenleben. Selten fügen sich Einzelpositionen so entspannt zu einer Gruppenarbeit. Nicole Scheyerer, »Falter« 39/02, 27.09.2002